Dienstag, 24. April 2018

Nord Trail Monts des Flandres


Die erste Auflage der Nord Trail Monts des Flandres (NTMF) ist Geschichte, 3000 Starter, 3 Strecken (25, 42 und 80) und eine grandiose Orga!
Als ich mich im Oktober angemeldete, wollte ich unbedingt die 80km laufen… Heute denke ich, puh 80km ist schon verdammt lang…

Glockenturm von Bailleul
Aber zunächst einmal: wie komm ich überhaupt auf dieses Rennen? 6 Stunden Anreise aus Karlsruhe, da muss man schon seine Gründe haben…
- mein Familienstamm kommt aus Flandern, von daher wollte ich die Wege meiner Kindheit wiedersehen. Die Gegend um Mont Noir, Mont des Cats stehen für mich für Kloster, Käse, Bier, Schokolade und viel Grün…
- Außerdem sind die Läufe in Nordfrankreich immer lustig:
- tolle Stimmung,
- tolle Orga
- nette (und starke) Mitläufer,
- matschige Wege,
- und die Berge werden hin und her gelaufen bis man das Revier komplett erkundet hat =D !
Von daher freute ich mich bei der 1. Auflage dabei zu sein.
Perfekt ausgerüstet für die 80!
Der Riese Gargantua am Frühstücken

Der Start war Sonntag um 6Uhr. Eine erfrischende Natur-Dusche und hopp es ging los… Gemütliches Anfangstempo. Ich lasse die Spitzengruppe vor aber behalte sie in Sichtweite… Meine Beine sind noch nicht 100% von Niederbronn und dem Trail 21 erholt.
Ein bisschen flach und dann hoch zu Mont Noir, da viele Mitstreiter hier ihr Heimspiel feiern, erklären sie mir die Strecke:
- erste Steigung voll steil, die andere sind einfacher…
- viel Straße,
- das Ende Mont Rouge ist schrecklich, super steil mit Stufen und Matsch und es hört nie auf…
- du musst deine Kräfte gut einteilen, sonst wirst du platzen!
Das mag ich bei den Läufen hier. Alle sind immer bereit und offen, Dir tolle Hinweise zu geben. Es geht nicht um den Wettkampf, sondern ums Zusammenlaufen.

Hoch runter, hoch runter, Straße, Matsch und weiter…. Bald kommt ein wunderschöner Sonnenaufgang. Ganz Rot! Traumhaft… Ich hätte gerne Bilder gemacht, hatte aber leider keinen Fotoapparat dabei!

Kurz nach dem Sonnenaufgang
Ganz schnell bin ich am 1. VP (k13), einer Windmühle. Hier gibt es alles was das Herz begehrt. Chips, Wurst, Keks, Orangen, Cola, Wasser… Echt top… Aber ich habe keine Zeit zu frühstücken und renne schnell weiter… 
Erste VP. Windmühle und Tanzer!

Blick von Mont des Cats, sind die Flandern nicht schön?

Monts des cats. Musikbands befindet sich ab und an auf der Strecke, so viel Leute mit Glocken! Um 7 Uhr morgens! Danke, ich bin wach!



Monts des cats I, II, II, IV und sogar ein 5tes Mal hoch und runter! Endlich durch! Jetzt geht es weiter… die Km sammeln sich und ich fühle mich ganz gut… Ich beschließe einen Tick zu beschleunigen…
Es wird rollender… flacher… schneller… Tempo bei 4:00, 4:15… für 80k… So was habe ich noch nie gemacht…

Bei k35 kann man einen wunderschönen Regenbogen sehen… Sonne im Rücken und Wasser auf dem Kopf, ganz angenehm bei diesen sommerlichen Temperaturen im April.

K39 VP2. Ab jetzt habe ich meine private Verpflegung! Ich bin jetzte Sechster. Das Rennen geht los!
Schneller, weiter, ich laufe gerade mit einem Typen, der wie Thomas Lorblanchet aussieht… ich fühle dabei voll stark. Ich kann mit Tomtom mithalten… Später erfahre ich, dass er eigentlich Julien heißt.. Naja Zwillingsbruder?!?
Endlich schatten!
Jetzt ist die Sonne voll da! Und es wird langsam pervers warm…

K55 VP3, viel trinken, ein bisschen Salz, 1/2 Liter Wasser auf den Kopf und weiter… ich bin jetzt Fünfter.
Ich habe einen Laufkollege gefunden… Am Anfang war er vor mir, dann gerade hinter mir, jetzt sind wir zusammen… Er sieht noch ganz frisch aus… ich nicht mehr so…

Wir versuchen beide immer noch unser Tempo zu halten. Er fragt mich:
„ Wer bist Du?
- Du kannst mich nicht kennen, ich bin nicht von hier,
- ja klar ich fand es komisch, dass du mir unbekannt bist…“
Bei k63 sind wir in Belgien auf dem Mont Rouge…  Rot wie die Hölle… Meine Hölle… ich bin tod… Wir überholen noch 2 Läufer und ich platze endgültig… Ich schaffe nicht mehr dran zu bleiben… Ich bin nun Vierter.

Dominique Bordet auf dem Stairways to Heaven
Die Stufen und die steile Steigung erschöpfen mich. Im Nachhinein denke ich, dass ich einfach dehydriert war… Angekommen am k69 letzte VP. Ich habe 10min Rückstand auf den Ersten, Dominique Bordet. Doppelter Weltmeister auf 100km, das ist eine Hausnummer…
VP 4, die Windmühle von Mont Rouge. Die anderen sind angeblich nicht weit… Ich kann aber nicht mehr… Am liebsten möchte ich aufgeben…
Ich quäle weiter zu gehen… Jede Steigung wird jetzt gegangen… Ich habe den Eindruck, dass ich nicht mehr wirklich vorwärts komme, wenn ich laufe …  all diese Gegensteigungen… Es tut so weh! Ich bin platt… Erschöpft… Ich sehe der Fünfte von hinten kommt und versuche nicht mehr ihn fernzuhalten… Das war’s…

Er überholt mich, gnadenlos… 

Endlich ist die letzte Steigung hinter uns… die 42k-Läufer laufen jetzt mit uns… keine 5km mehr bis zum Ziel!
Ich mich von keinem 42k-Läufer überholen zu lassen… Blödes Spiel, aber es scheint zu klappen. Der aktuellen Vierte bleibt im Sicht… Ein Fehler von ihm und ich bin wieder vorne… Aber er wird keinen Fehler machen… Ich komme nur einige Sekunde hinter ihm am Ziel… Erschöpft… So wie er. Ich bekomme meine hochverdiente Medaille!

ZIEL!!!
Trinken, Salz, trinken, Salz… Was für ein Rennen! Selten war ich so platt im Ziel!

Nach der Dusche, kann ich die tolle Orga genießen. Erstmal mit einem Bier! Danke an die 3 Monts (Lokales leckeres Bier) dann gibt es überall Konzert, Fanfare, Spiele für Kinder und natürlich die weltbekannte Baraque à Frites (Pommes Bude!)

Ich weiß nicht, wieviel Aufwand der Veranstalter hatte, aber das Event war PERFEKT organisiert.
Für mich vielleicht zu viel Straße, aber sonst habe ich sehr viel Spaß gehabt. Für die Leute die erstmal ein 80k laufen möchten oder Speed trainieren möchten, das hier ist wirklich eine tolle Adresse.
Die Strecke

Das Profil...

Ein Fest!!! 

Empfehlenswert! Viel Erfolg für 2019!


PS: Danke an die tolle Orga, es war bestimmt ein riesen Aufwand!
Danke an alle Helfer und Fotograf! Ihr wart gigantisch!