Freitag, 13. April 2018

Sonnenfest, Frohsinn, Familie


Niederbronn in 3 Wörter: Sonnenfest, Frohsinn, Familie!

Letztes Wochenende fanden die Courses Natures de Niederbronn statt. Diese Rennen werden von den Vosgirunners organisiert, der Chef ist aber leidenschaftlicher Kletterer, und was für einer.

2012 lief ich hier meinen ersten Trail, die MAC VI. Damals noch eine etwas leichtere Streckenführung, 24k mit 900hm. Es war für mich eine ganz neue Erfahrung, die mich zum Trailrunning gebracht hat…

Seit 2012 bin ich jedes Jahr dabei… Es gibt kein Rennen, dem ich so treu geblieben bin… Mein Bericht wird erklären warum.

 
Dieses Jahr reisen wir das erste Mal schon Freitagabend an. Von einer „Reise“ kann man nicht wirklich sprechen, 1h15 Autofahrt und hopp, wir sind da.

Die bekannte Halle, mit Teppich ausgelegt, alles ist schon aufgebaut. Aber es gibt auch Neues zu entdecken: Die Hallenwände sind mit zahlreichen Bildern aus dem letzten Jahr geschmückt! Da hat sich jemand Mühe gegeben. Die LRC Läufer/innen sind auch dabei, klar, an uns kommt man auch hier hinter der Grenze nicht so leicht vorbei^^ Startnummernausgabe: Didier, der Chef der Vosgirunners ist da. Außerdem Mathieu Motsch (TOP-Läufer und Finisher der Tor des Géants, Jeff (sein Coach und ebenso ein hervorragender Läufer) und viele andere…



Wir wollen eigentlich nicht lange bleiben, aber das lässt sich nicht vermeiden. Es gibt zu viel zu erzählen… Wie ein Familientreff.

Zurück in unserer Wohnung kleinen Ferienwohnung (Klein ist sie eigentlich nicht, nur mehr für kleine Leute), essen, schlafen und ganz früh aufstehen. Ich bin etwas nervös, es wird mein erster langer Trail dieses Jahr. Kein Petit Ballon dieses Jahr und das längste Training 30k. Der Start ist um 7Uhr!


Dieses Jahr, wie jedes Jahr, ist das Wetter gigantisch! Blauer Himmel, Sonnenaufgang, es wird warm. Ich starte in kurzer Hose und T-Shirt! Unglaublich! Vor ein paar Tage hat es noch unaufhörlich geschüttelt! Und heute wie versprochen Sonne!

 
Emir, auch ein Stammgast und Titelverteidiger, ist auch da. Er wird es heute nicht leicht haben: Moritz auf der Heide ist aus München angereist und Janosch Kowalczyk aus Leonberg. Nicht zu vergessen Alexandre Mayer. Vier international starke Läufer!

Kurzes Briefing auf Frz. und Deutsch und wir dürfen los. Die Abschiedsrunde im Stadion und dann direkt hoch in den Wald… Das Tempo der Spitzengruppe fühlt sich viel zu schnell an… ich halte es, werde aber trotzdem noch ständig überholt! Was ist los mit mir?!?!!


Die Wege sind manchmal sehr sehr matschig und von Förster komplett zerstört! Gute Arbeit wie immer. In Frankreich haben es die Waldliebhaber mit denen nicht einfacher.

Bei k13 stürze ich schwer in einer Traktorspur. 10.000V schießen mir in den unterer Rücken und Po! Jetzt bin ich wach! Ich rappele mich auf und versuche langsam weiterzugehen… es klappt. Ich versuche wieder zu joggen… nicht so einfach aber klappt auch…
Unmittelbar danach kommt ein Kontrollpunkt… Ich werde gesagt, dass ich auf Platz 25 bin! WAAAASSSS!!!! 25! Was ist das für ein Scheiß!

Ich laufe weiter und spiele mit der Gedanken aufzugeben! Wie Golum führe ich Selbstgespräche:

„- Wozu weiterlaufen um auf Platz 20 zu landen?
- Du hast schon das Ding gewonnen,
- ja aber an dieser Stelle warst Du da noch 8ter Und nicht 25ter!
- 25! Was ist los mit mir??!!!
- Entweder bin ich einfach schlecht, oder die verdammt stark, oder die sind verdammt leichtsinnig…
- …
-          Auf der anderen Seite, was erwartest du nach 6 Monaten Verletzung?
-          Du dachtest Du wärst der tollste???
-          Es wäre auch nicht fair den anderen gegenüber bei so einer langen Pause und so wenig Training ganz vorne zu sein… Du bist dieses Jahr noch kein mal über 30k gelaufen!
-          A propos Verletzung: Hast Du dein größtes Ziel für 2018 vergessen?! keine Verletzung! Und langsam wieder zurückkommen…
-          Zurückkommen: denk darüber nach: das Wetter ist toll, du kennst jeden Stein, nutz die Gelegenheit für eine lange Einheit. Sowieso der Wettkampf ist für Dich bereits gelaufen…
-          Gute Idee! Also weiter.
Mein Tempo kommt mir immer noch zu schnell vor, aber ich benötige 2h05 bis K25, 1. VP (10min langsamer als im 2017 also ich bin schlecht!). Damien ist da. Und plötzlich ich fühle mich frei. Es geht nur noch um ein verletzungsfreies Ankommen…
Ohne es zu merken wird mein Tempo härter… Ich fange an Pacman zu spielen! Oder wie der Franzose so schön und lieb sagt: Ich laufe über die Leiche…
Jean-Pierre Grünewald, Yannick Wein, Jeff sind meine Opfer… Ich fühle mich gut… Stressfrei…

Die Strecke am Kamm ist wunderschön. Das schwerste Teil gibt mir jedes Jahr so viel Energie. Hier ist die Stimmung so besonders, am liebsten möchte ich hier hin und zurück laufen und die Felsen und die alten Burgen genießen. Ich fühle mich langsam aber meine Zeit zwischen VP1 und VP2 ist genauso schnell wie 2017!

Kurze Verpflegung, ein paar Witze mit Damien und Didier. Meine Laune ist wieder super, ich laufe gemütlich weiter… Ich bin nun 9ter.

Dieser Abschnitt ist zwar nicht so schön wie der vorherige, aber wenn man gute Beine hat, macht man da ein riesen Cut mit den anderen. Dieses Jahr werde ich nur eine Person überholen… Aber was für ein Läufer: Alexandre Mayer. Er ist am Ende. Er hat mit Magenprobleme zu kämpfen. Er hat sich für eine lange schöne Wanderung entschieden. Schnell vorbei und runter zum VP3.
Mathieu ist da. Er ist überrascht mich so frisch so sehen… Ich selbst auch. Mir geht’s noch top! Und meine Zwischenzeit ist wieder wie 2017!!!
Trinken, ein weiteres Gel von Meltonic (aus dem Flask um meine Finger sauber zu halten und kein Müll zu produzieren! Anti-Oxydant schmeckt echt geil! Ein bisschen wie geröstete Kaffee!
Und weiter… noch ein weiteren Mitstreiter überholen und ich versuche das Tempo immer noch hoch zu halten… K59: Keine Markierung mehr! Zum Glück kenne ich die Strecke… Für die andere wird es hier kein Spaß. Im Nachhinein erfahre ich, dass die Strecke entmarkiert wurde. Wer macht so was! Das bringt echt Läufer in Gefahr. Man müsste die aufhängen und an Wildschweine verfüttern!

Langsam merke ich meinen Trainingsmangel. Ich muss gehen wo ich letztes Jahr noch gejoggt bin… Naja irgendwann sollte es passieren… Ein anderer Mitstreiter leidet auch genauso viel. Schnell vorbei… Sich stark zeigen und hoch zum Turm. Damien gibt mir Nachrichten von der Spitze: Emir führt vor Janosch und Moritz… Unglaublich!!! Emir ist eine Maschine! Ich bin 6. Die 2 andere sind keine 2min vor mir… Er motiviert mich und befiehlt mir die 2 anderen zu holen. Der 4. Platz wäre mein Platz…. Ich: Ja aber… dieses Bergab war für mich immer sehr kompliziert. Jedes Jahr erleide ich hier Krämpfe...

Naja mal schauen, ich bin schon sehr begeistert von diesem Tag!

Und hopp runter und direkt den 5. Platz geschnappt… hoch, runter, hoch, runter, Serpentinen, kleine Pfad und der 4. ist im Sicht… Dank des Anti-Oxydant kein Krampf…. Ich nähere mich immer mehr… Aber der Pfad ist zu klein zu überholen… Ich sammele meine Kräfte und folge ganz brav… Ich weiß es ich schaffe den 4. Platz :-) 


Sobald es breiter wird sind Anna und Damien da. Ich will mein Schatz beeindrucken und verschärfe erfolgreich das Tempo… Ich bin an der Straßenüberquerung 4ter. Anna kommt mit zum Begleiten…. Er gibt nicht auf… Der Kampf beginnt… 800m halten… Ich schlage ihm vor, zu zweit übers Ziel zu laufen. Ok sagt er. Runter lasse ich ihn das Tempo bestimmen es geht bergab, ich könnte viel schneller laufen, bleibe neben ihm…. 400m zum Ziel, leichte Steigung, er gibt Gas ich kann ihm bergan nicht mehr folgen! Fuck!!!
Er will nicht mit mir übers Ziel… Er will vorne sein!!! Also noch einmal Zähne zusammenbeißen und Endspurt… Wie beim Cross: nur die letzten 50m zählen! Ich bin wieder vorne die Uhr sagt Tempo: 3:15! Anna und ich rasen in die Halle rein! Wir sind 4.! Puhh es war knapp. Ich drehe mich nicht um… Er ist es nicht wert… Ich gehe lieber zu Emir, bereits frisch geduscht! Gratulation!

Was für ein Rennen: viel Zweifel am Anfang, dann die Entspannung die Remontada und am Ende noch alles geben zu müssen!

Ich bin überwältigt! Ich bekomme meine Medaille. Die ist ganz besonders. Die bedeutet meine Rückkehr in die Ultrawelt. Ich habe es geschafft. Ich bin wieder ein Ultra!

Kurz Duschen und runter in die Wohnung. Essen trinken, Siegerehrung, auf ein paar Landauer warten und wieder in die Wohnung. Morgen soll es weiter gehen…




Sonntag: Um 6Uhr klingelt der Wecker… Aufstehen… 3 Schritte…
„- Schatz, du kannst weiterschlafen, heute wird es nichts… Meine Achillessehne ist voll steif und mein Po tut zu weh… Ich lasse es lieber.… Ich will mich nicht noch einmal kaputt machen, ich will am Montag wieder laufen können.“
Licht aus und 1h länger schlafen…
Jetzt ist ANNA dran. Wie immer ist sie komplett gestresst… ich muss sie fast zum Start ziehen… Sie hat kein Vertrauen in ihren Körper, wenig Training, zu lange kein Rennen über 7k. Ich erzähle ihr von Stevie Kremer.… Ich versuche sie zu motivieren. Que nenni…

Kurzes Briefing und los… Die 26k sind unterwegs!
Nach 600m sehe ich meinen Schatz noch einmal, bereits im Wettkampfmodus mit einem Lächeln von Ohr zum Ohr!

Die ist krass… Sie braucht einfach loszustarten, dann sind die Zweifel vorbei.

Ich hole das Auto und fahre zum 1. VP…
Bald kommt Emmanuel Allenbach. Er ballert den Berg runter… Ich bereite mich vor… Jipi ist auch da um unsere Freunde anzufeuern. Er ist heute auch nicht gestartet.



Bild: Yann Corby
Bald kommt meine Rakete. Immer noch mit der Banane im Gesicht… Sie ballert direkt weiter… Keine Datteln, keine Pause, direkt weiter!
Ich bleibe noch, warte gemütlich auf ein paar Mitglieder der LRC-Familie. Und halte meine Datteln für Iris bereit :-)

Dann wieder zurück. Zum Ziel…
Eine Merguez essen und die Anna ist schon da! Sie wird 5te. . Echt Stark bei dem Elitefeld das heute da war! 2:26:xx und am Ende sogar 3min schneller als letztes Jahr, dabei hat sie sich die ganze Zeit unfit und langsam gefühlt…



Sie ist voll begeistert und die Schmerzen sind bereits vergessen.
Kurz hinter ihr kommt Pia übers Ziel. Zweite der 43km. Die Landauerinnen sind einfach Spitze!

Wir hatten eigentlich geplant nach Zieleinlauf die Wohnung zurückzugeben. Aber das wird echt schwierig. Wir kennen beide so viele Leute. 1,5h plaudern und Sonne genießen. Es ist so schön, alle wieder zu sehen. Die Erlebnisse zu teilen.

Bald kommt die Siegerehrung. Die LRC wird sehr oft aufgerufen: Anna Clipet (Applaus Applaus), Pia Winkelblech (Applaus Applaus), Bianca Logé (Applaus, Applaus!!!) Wir machen ordentlich Stimmung.

 

Bild Yann Corby

Und bald ist das Wochenende zu Ende.
Es war wieder so schön. so erfolgreich, so sonnig, so fröhlich, so familiär.
Merci les Vosgirunners!

Bild Yann Corby
Niederbronn steht wieder ganz oben auf der Wettkampfliste für 2019! Das ist schon klar!

Bild Nicolas Fried - L'Alsace en courant